„GEH WANDERN“ – Gedanken zum „Wandel im Geist“
Paulus macht sich am Beginn des Galaterbriefes Gedanken über den Schaden an den Gemeinden in Galatien durch die Verfälschung des Evangeliums und die rauen gegenseitigen Angriffe und gibt nun hier das von Gott verschriebene Heilmittel für dieses Dilemma. Die Formulierung „Ich sage aber…“, „Darum rate ich euch…“ ist bei Paulus sowohl eine Einleitung zu einem neuen Abschnitt als auch der Ruf zur Aufmerksamkeit für einen wichtigen Punkt, den er machen möchte.
Galater 5,16 Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht vollbringen.
Das griechische peripateo bedeutet herumgehen, wandern und wird sehr oft in den Evangelien bei Jesus gebraucht, zum Beispiel Math. 4,18 Als nun Jesus am Galiläischen Meer entlangging…“ In den neueren Übersetzungen wird dieses Wort dort, wo es bedeutet dass unser ganzes Leben Gott gefällt, meist mit „Leben oder Verhalten“ übersetzt. Die Bibel spricht vom Wandel in Wahrheit, Wandel in seinen Geboten, Wandel im Licht, Wandel in Weisheit, Wandel als Kinder des Lichts, Wandel im Glauben und noch weitere Formen des Wandelns.
Natürlich werden mit diesem Begriff „Wandel im Geist“ viele wichtige Lebensbereiche angesprochen: wie wir beten, wie wir die Bibel studieren, wie wir unsere Zeit verbringen, wie wir unsere Beziehung zu Gott und Menschen leben, usw. Wir wollen uns aber einmal nur mit dem Wort peripateo – wandeln, herumgehen, wandern – auseinandersetzen. Dieses Wort können wir uns bildlich vorstellen.
Das erste woran wir dabei denken ist Bewegung. Wandern bedeutet irgendwohin zu gehen, an einem Ort zu beginnen und an einem anderen anzukommen. So ist es auch beim Wandel im Geist. Es bedeutet Bewegung, nicht zufrieden zu sein damit, wo man sich zur Zeit befindet und Schritte aus der gegenwärtigen Situation heraus zu machen. Viele Leute tun das nicht. Sie geben ihr Leben Jesus, werden gerettet, sie lieben ihre neuen Umstände und rühren sich nicht mehr vom Fleck. Sie kümmern sich nicht darum geistlich erwachsen zu werden, ihr Denken zu verändern, mit den Dingen des Lebens anders umzugehen. Für sie ist Jesus nachzufolgen eigentlich nicht wirklich nachfolgen. Nachfolgen bedeutet zu gehen, zu wandern, es ist Bewegung. Sie sind also „nicht nachfolgende Nachfolger“ – Gehorsam ist nicht ihr Thema!
Man kann nicht im Geist wandeln und alles so tun, wie man es immer getan hat! Man kann nicht gleichzeitig wandern und am Platz stehen bleiben.
Das zweite, das uns beim Begriff wandern oder gehen in den Sinn kommt ist, dass es schwer ist, damit zu beginnen und auch schwer kontinuierlich weiter zu machen. Gehen als Bewegungssport ist eine Gewohnheit und wie bei allen guten Gewohnheiten ist aller Anfang schwer. Warum fällt es einem so schwer, gesunden Sport zu betreiben? Weil der Körper die Dinge am liebsten so belassen möchte wie sie sind und diese Trägheit zu unserem Gegner wird.
So ist es auch mit dem Wandel im Geist: es ist so schwer die geistlichen Dinge in unserem Leben durchzuhalten, weil der Feind unserer Seele, Satan, die Trägheit unseres Fleisches, der alten, sündhaften Natur unterstützt. Er hat uns viel lieber statisch in einem selbstzufriedenen, nach weltlichen Maßstäben orientierten Leben wo wir nur auf uns selbst und auf die eigene Wellness ausgerichtet sind, als in einem geistlichen Wandel, in dessen Bewegung alle Lebensbereiche nach biblischen Prinzipien umgekrempelt werden.
Den ganzen Tag im Geist zu wandeln so dass man in enger Verbindung mit Gott steht und seine Stimme hören kann, benötigt Disziplin, genauso wie bei täglichen sportlichen Übungen.
Ein weiteres Bild, das wir sehen, wenn wir an Wandern denken ist, dass es unsere Gesundheit verbessert. Ärzte sagen uns, dass kontinuierliches Gehen für den Körper gesünder ist als Joggen oder Laufen. So ist es auch mit dem Wandel im Geist. Es ist besser für unsere geistliche Entwicklung und für die Veränderung in den Charakter Christi, kontinuierlich in der Kraft des Heiligen Geistes zu leben – mit klar definierten Gebets- und Bibelstudienzeiten, mit einem Herzen, das auf Jesus ausgerichtet und mit seinem Willen synchronisiert ist – als sich mit „schnellen geistlichen Höhenflügen“ durch Konferenzen geistlich über Wasser zu halten. Konferenzen und besondere Erlebnisse können uns helfen, diese geistliche Wanderung durchzuhalten, dürfen diese jedoch nie ersetzen.
Durch diese anhaltende Wanderung im Geist wird unsere geistliche Gesundheit immer besser, weil wir – wie beim regelmäßigen Wandern – weniger und weniger Verlangen nach ungesunden Dingen dieser Welt haben.
Über das Wandern fällt uns natürlich auch ein, dass man Dinge hinter sich lassen muss. Es ist nicht möglich, alles was man besitzt, alles was sich am Ausgangspunkt befindet, auf eine Wanderung mitzunehmen. Wenn man von einem Ort zu einem anderen wandert sieht man manche Dinge klarer und man lässt ganz natürlich viel Ballast, aber auch manche gute Sachen hinter sich in dem Bewusstsein, dass das Erreichen des Zieles das Allerbeste ist. Man lernt, dass man gar nicht alles braucht, was sich beim Stillstand so alles ansammelt! Unterwegs beim Wandern lernen wir auch Andere und ihre Meinung mehr zu schätzen und erkennen, dass wir nicht immer Recht haben und Erste sein müssen. Ein Christ der immer noch nach Anerkennung heischt oder meint nur er sei am richtigen Weg, ist ein Christ der noch nicht kontinuierlich im Geist gewandelt ist. Am Wanderweg des Heiligen Geistes wird man geistlich erwachsen und legt die kindischen Haltungen ab.
Noch ein Gedanke über das Wandern, der uns bei unserem Wandel im Geist helfen kann: Wandern bedeutet hinauf und hinunter zu gehen – das trifft ja besonders bei uns in Österreich zu. Wir möchten am liebsten immer auf einer ganz flachen Ebene gehen, das gibt es aber nicht, wenn wir die Höhen der Berge erreichen wollen um den herrlichen Ausblick in die Ferne zu genießen!
Es gibt Leute, die sagen, wenn man stolpert ist man ungeistlich, solche die lieber mit jemandem schimpfen als ihn zu ermutigen – das ist nicht der Wandel im Geist, den uns die Bibel zeigt. Aufstieg und Abstieg sind Bewegungen unseres Lebens wobei ich glaube dass es mit dem Heiligen Geist mehr Aufstieg gibt. Deshalb schreibt der Apostel Johannes in 1.Joh.2,1: Meine Kinder, ich schreibe euch das, damit ihr nicht sündigt. Aber wenn es doch geschieht, dann gibt es jemanden, der vor dem Vater für euch eintritt: Jesus Christus, der vor Gott in allem gerecht ist.
Wandel im Geist bedeutet dem Herrn unsere Sünden zu bekennen und nicht sie zu verleugnen. Es bedeutet, dass wir unsere Theologie noch nicht erreichen, weil wir eben menschlich sind. Wandel im Geist heißt immer wieder aufzustehen.
Spr. 24,16: Der Gottesfürchtige kann sieben Mal fallen und wird doch jedes Mal wieder aufstehen
Ein letzter Eindruck vom Wandern: es bedeutet, dass man nicht alles sehen kann, was vor einem liegt, man sieht immer nur ein Stück vom Weg.
So ist es auch beim Wandel im Geist: wir haben das Wort Gottes, wir haben die Verheißungen Jesu, als eine Wanderkarte, die uns voller Begeisterung vorwärts gehen lässt.
Den Blick des Herzens auf den Gipfel gerichtet und Schritt für Schritt bergauf zu gehen, dabei auf die Kraft des Heiligen Geistes zu vertrauen, das ist praktischer Wandel im Geist!